„Der Donner bringt den Tod“ – Wildes Gemetzel auf der Berghütte

Die Ärztin Katharina Schiller möchte den Aggenstein im Allgäu besteigen, muss wegen eines Unwetters jedoch im Berggasthof Seekopf Zuflucht suchen. Dort ist sie aber alles andere als willkommen – ebenso wie die anderen Gestrandeten, die Schutz vor den Naturgewalten suchen. Denn der Gasthof ist ein Umschlagplatz für Drogenschmuggler. Und da bei den Anwesenden auch noch zahlreiche andere Konflikte schwelen, entwickelt sich die zufällig zusammengekommene Menschengruppe zu einem explosiven Gemisch. Am Ende gibt es Gewaltausbrüche ohne Ende, wilde Verfolgungsjagden, zahlreiche Tote und einen abgebrannten Gasthof.

Autor Hans Compter, der mit „Der Donner bringt den Tod“ seinen ersten Roman vorgelegt hat, macht es seinen Leserinnen und Lesern dabei zunächst alles andere als einfach.

Denn auf den ersten Seiten müssen sie sich auf zahlreiche Personen einstellen, die aus allen Ecken und Enden zusammenkommen. Und als schließlich alle im Seekopf beieinander sind, gibt es kaum mehr einen Moment zum Atemholen. Im Minutentakt wird geschlagen und geschossen, gewürgt und angezündet. Während es draußen schüttet, donnert und blitzt, entwickelt sich drinnen eine Gewaltorgie.

Mittendrin Katharina, die als Ärztin versucht, zu helfen wo zu helfen ist. Ihre Diagnosen der zahlreichen Verletzungen sind Ruhepunkte in der Hektik des Geschehens und Versuche, die aus den Fugen geratene Welt wieder ein bisschen zu stabilisieren. In dieser Figur findet sich auch der Autor am meisten wieder, der als niedergelassener Arzt am Rande des Allgäus arbeitet. Die Ärztin ist es schließlich auch, die am Ende vor dem großen Zwiespalt steht, Einzelne ihrem Schicksal überlassen zu müssen, um vielleicht den Rest der Gruppe retten zu können.

Eine eigenartige Nebenrolle in diesem „Alpenthriller“ spielen die Berge selbst. Im Grunde ist der Roman ein Kammerspiel, der klassische Kriminalroman, in dem eine Gruppe in einem abgeschlossenen Raum agiert – in der Tradition von Agatha Christies „Zehn kleine Negerlein“. Dass sich der Autor dessen bewusst ist, lässt er mehrfach durchscheinen. Nur zum Ende hin verlagert sich die Handlung nach außen – und endet im bei Bergromanen obligatorischen Duell um Leben und Tod am Gipfel.

Matthias Weber

Hans Compter: Der Donner bringt den Tod, Alpenthriller, Bergverlag Rother, März 2021, 231 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-7633-7083-2