Sektionsgeschichte

Geschichte der Sektion Wiesbaden des Deutschen Alpenvereins

Schwieriger Beginn

„Es war im Anfang des Jahres 1882, als ein paar begeisterte Freunde der Alpen dem Gedanken näher traten, durch eine Vereinigung Gleichgesinnter und Gleichstrebender eine Sektion Wiesbaden des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins ins Leben zu rufen.“
Am 28. März 1882 war es dann soweit: Nur dreizehn Jahre nach der Gründung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins (DuOeAV) in München, trafen sich in Wiesbaden sieben Herren und „konstituierten sich in einstimmigem Beschluß als Sektion Wiesbaden“. Zum Vorsitzenden wählten sie den Polizeidirektor Dr. Hugo Karl Klemens von Strauß und Torney.
Die ersten Jahre der neuen Sektion verliefen schwierig. Die Vorsitzenden wechselten rasch und die finanziellen Mittel waren knapp. Zudem wurde das jeweils für einen Hüttenbau gesammelte Geld 1882 und 1885 für Opfer von Unwetterkatastrophen in den Alpen gespendet.

Bau der Wiesbadener Hütte

1896 Einweihung Wiesbadener Huette
1896 Einweihung Wiesbadener Hütte

Nach mehreren halbherzigen Versuchen, in den Alpen ein Arbeitsgebiet zu finden – z.B. bei Hintertux im Zillertal –, wurden die Hüttenpläne 1891 konkret: Der neue Vorsitzende Dr. Ludwig Kaiser brachte frischen Wind ins Sektionsleben und intensivierte die Suche nach einem geeigneten Platz für eine eigene Hütte, da er dies als unabdingbar für Bestand und Wachstum der Sektion ansah.
Mehrere Mitglieder hatten das Gebiet der Silvretta durchstreift und 1893 beschloss die Generalversammlung, die Wiesbadener Hütte im oberen Vermunttal am Fuße des Piz Buin zu bauen. Die Sektionsmitglieder zeichneten dafür eine unverzinsliche Anleihe von 7.500 Mark. Nach der Vertragsschließung mit der Gemeinde Ardez im Unterengadin als Grundeigentümer und dem Posthalter und Gastwirt J. M. Mattle aus Galtür als Generalunternehmer wurde nach Plänen des Sektionsmitgliedes Regierungsbaumeister Haeuser die Hütte errichtet.
Am 21. August 1896 wurde die Wiesbadener Hütte – ein Wirtschaftsraum und drei Zimmer mit zusammen 16 Betten – eingeweiht. Zur Einweihung fanden sich rund 85 Menschen ein, die auf das Wohl der neuen Hütte 100 Flaschen Rheinwein leerten.

Die Ära Veesenmeyer

1896_Panorama-PizBuin-Schattenspitze
1896_Panorama-PizBuin-Schattenspitze

Nachdem Ludwig Kaiser beruflich nach Kassel versetzt worden war, wählte die Sektion 1901 den evangelischen Pfarrer Emil Veesenmeyer zum neuen Vorsitzenden – er blieb es bis 1924. In sein erstes Amtsjahr fiel die Ausrichtung der Generalversammlung des DuOeAV vom 4. bis 9. September 1901. 100 deutsche und 29 österreichische Sektionen kamen nach Wiesbaden, 914 Festbesucher erlebten eine Festvorstellung im Theater, die Hauptversammlung im Kurhaus sowie als krönenden Abschluss eine Rheinfahrt mit Festakt am Niederwalddenkmal.
Im gleichen Jahr wurde eine Erweiterung der Wiesbadener Hütte geplant, der im August 1903 eingeweiht werden konnte. In der alten Hütte blieben der Wirtschafter und die Bergführer, im Neubau entstanden 12 Zweibettzimmer und ein großes Matratzenlager für insgesamt 37 „Turisten“, „so dass nun die Hütte für absehbare Zeit allen Ansprüchen genügt und … in Einrichtung und Bewirtschaftung mustergültig geworden ist“.

1906_Madlenerhaus
1906 Madlenerhaus

Die gute wirtschaftliche Entwicklung und steigende Mitgliederzahlen sorgten dafür, dass es der Sektion wirtschaftlich immer besser ging – und der Vorstand nach neuen Betätigungsfeldern suchte. Fündig wurde er im direkten Umfeld der Wiesbadener Hütte. Die Sektion Vorarlberg sah sich finanziell nicht in der Lage, einen notwendigen Umbau des Madlenerhauses zu stemmen. Nach zunächst geheimen, dann offenen Verhandlungen konnte die Sektion Wiesbaden am 19. Juli 1906 für 2.000 Mark das Madlenerhaus übernehmen – verbunden mit der Verpflichtung, dieses auszubauen und den alten Namen beizubehalten.
Der Umbau, für den die Sektion 20.000 Mark zinslose Anleihe bei ihren Mitgliedern aufnahm, gestaltete sich teilweise schwierig. 1908 wurde das neue Dach von einem Föhnsturm abgerissen und 40 Meter weit weggeschleudert. Der Umbau konnte trotzdem am 12. Juni 1909 eingeweiht werden. Acht Zweibettzimmer und ein 14er-Lager entstanden neu, die alte Hütte wurde nach dem Vorbild der Wiesbadener Hütte zu Gast- und Wirtschaftsräumen umgebaut.