Im Schatten der Kakteen. Italien – Liparische Inseln 1.-13. April 2024

(Aiveen Byrne, Andreas Frenkel, Regina Hacke, Gunhild Höschele, Marianne Lang, Barbara Müser, Annette Schröder, Gisela Schumm, Joachim Seils, Susanne Seils, Cornelia Trapp)

Zweieinhalbtägige Anreise:  5:26 Uhr Ostermontag: Los gings per Zug über Zürich und danach quer durch die Alpen. Staunend betrachteten wir die zahllosen Wasserfälle entlang des Schienenwegs. Das Wetter gestaltete sich sehr abwechslungsreich: War es in Wiesbaden noch bewölkt, schneite es südlich der Alpen und wurde stets wärmer und sonniger, je mehr wir uns Genua, dem Ziel unseres ersten Reisetages, näherten. In Genua verließen wir den Zug und holperten mit unseren 10 Rollköfferchen über das alte Kopfsteinpflaster durch die Altstadt, durch kleine Gassen an Prostituierten vorbei und erreichten endlich erschöpft die Fähre, die uns über das Mittelmeer nach Palermo bringen sollte. Im Bauch der Fähre wurden wir sanft in den Schlaf geschaukelt und erlebten am nächsten Tag eine sonnige und entspannte Überfahrt, die manchem von uns den ersten Sonnenbrand einbrachte, während es in Deutschland kalt und regnerisch war. Zwischendrin gab es eine Lagebesprechung in der Bar, wie die kommenden zwei Tage aussehen sollten.

In Palermo angekommen (s. Foto) gings von Bord und per Rollkoffernummer Nr. 2 zum Hotel, wo eine Runde Aperol Spritz fällig war, bevor wir die Fußgängerzone Palermos einmal hoch und runter liefen und einen ersten Eindruck dieser eindrucksvollen, aber lauten Stadt erhielten.
Am nächsten Morgen wurden wir von einem Kleinbus von Palermo nach Milazzo gebracht.  Diese zweistündige Fahrt wurde von Cornelia gut genutzt, indem sie uns zur Einstimmung per Busmikrofon die Verse des zehnten Buches der Odyssee vorlas: “Und wir kamen zur Insel Aiolia. Diese bewohnte Aiolos, Hippotes’ Sohn, ein Freund der unsterblichen Götter (…)”. So perfekt vorbereitet erhaschten wir den ersten atemberaubenden Blick auf die Liparischen Inseln und erreichten nach einer ruhigen Fahrt mit dem Tragflächenboot tatsächlich nach 2,5 Reisetagen und mit insgesamt nur 7 Minuten Verspätung (!!) die Insel Lipari und unsere grandiose Unterkunft, die wir für die nächsten vier Tage bewohnen durften. Während des Spaziergangs zum alten Hafen von Lipari erahnten wir bei Sonnenuntergang, welche wunderbare Erlebnisse noch auf uns warten würden.

Erster Wandertag:

Gut gelaunt und ordentlich ausgerüstet mit Käppis und Sonnenbrillen bewunderten wir das kleine Städtchen Lipari und trafen gegen 10 Uhr am alten Hafen ein. Doch leider musste gleich zu Beginn des Weges ein vorzeitiger Halt eingelegt werden. Auf den Steinstufen bergauf zur Chiesa di San Giuseppe stolperte Gisela, stürzte und verletzte sich am Knie. Trotz sofortiger Maßnahmen, wie Eisbeutel und Stuhl war diese Wanderung für sie erstmal zu Ende. Sie steuerte statt der Wandertour das Hotel und die Eisdiele an. Schade, schade für Gisela.
Nach diesen aufregenden Minuten setzten wir, mittlerweile reduziert auf zehn Mitglieder, unsere Wanderung fort. Bergauf durch kleine Gassen, vorbei an der alten kleinen Kirche San Bartolomeo führte uns Regina auf dem alten Weg zum Observatorium hoch. Kakteen, braune Felsbrocken, blühende Ginstersträucher, Gräser, weiß blühende Sträucher sowie ab und zu Dornenranken säumten den Weg. Angekommen an einem sehr schönen Aussichtspunkt blickten wir auf den dampfenden Vulcano auf der einen Seite und bis auf die Westküste der Insel in die gegensätzliche Richtung.
Durch geheime Wege (eventuell war dies die Erstbegehung in diesem Jahr) teils in diverses Gestrüpp verheddert, gelangten wir an den Strand Valle Muria. Es schien so, als ob die steinige Bucht, die schattigen Höhlen, sowie die Steilküste nur für uns reserviert wäre. Ohne Badeschuhe und mit empfindlichen Fußsohlen war es eine kleine Herausforderung ins Wasser zu gelangen. Doch der Mut siegte bei einigen und die Abkühlung, wie das Erlebnis im Meer zu schwimmen, war es wert.

Nach dieser Pause liefen wir bis zu einer Weggabelung den gleichen Weg zurück. Bald fand Regina wieder die Steige in fast unberührter Natur bis nach Lipari hinunter. Insgesamt wurden von uns 14 km, 509 Höhenmeter bergauf, wie bergab, in rekordverdächtiger reiner Gehzeit von vier Stunden und 45 Minuten zurückgelegt. Die Einkehr in der Eisdiele war ein schöner Abschluss der Wanderung.

Stromboli: Blauer Himmel, Sonnenschein und der Windgott waren uns auch an diesem Tag gesonnen, keine Welle in Sicht. Das passte gut, denn Regina und Cornelia hatten eine ganztägige Bootstour zum Stromboli gebucht. Los gings um 12 Uhr am alten Hafen. Um 13 Uhr legten wir in Panarea an, der Insel der norditalienischen Schickeria. Diese schien noch zu schlafen, nur ein paar Arbeiter sahen wir auf unserem Weg durch die schönen schmalen Gassen zur Kirche. Schnell einen Kaffee in der Bar am Hafen und schon ging es weiter nach Stromboli. Hier hatten wir vier Stunden Aufenthalt, um vom Hafen in die Nähe der Lavarutsche zu wandern. Seit dem letzten Ausbruch darf niemand mehr auf den Gipfel, auch nicht mit Bergführer. Wir sahen Rauch aufsteigen und hörten ein lautes Grollen. Spooky, aber das hatten wir uns noch spektakulärer vorgestellt. Wieder auf dem Boot schipperten wir zu einem Unterwassergeysir, dann zum Strombolicchio, einer kleinen Vulkaninsel mit Leuchtturm und endlich auf die Ostseite der Insel zum Sonnenuntergang mit Kraterblick.  Andächtig bewunderten wir den Sonnenuntergang, da, ein erneutes Grollen und diesmal spuckte der Vulkan Feuer und Lava, was für ein Schauspiel! Noch ein Gläschen Malvasia und zufrieden ging es zurück nach Lipari.

 

Zweiter Wandertag auf Lipari: Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus in Richtung Quattropani. Nach Ankunft wanderten wir zunächst in Richtung Cave di Caolino. Wieder waren wir bei schönstem Wanderwetter vor imposanter Landschaft unterwegs.

Nach einer Rast mit Blick auf die Nachbarinseln Alicudi und Filicudi wanderten wir auf abwechslungsreichen Wegen zur Therme di S. Calogero. Immer wieder hatten wir einen traumhaften Blick auf den Ätna. Wir wanderten zwischen Kakteen und träumen von einem Becher Eis. Bei einer weiteren Rast in Pianoconte lud ein Tabacchi zum Verweilen ein. Leider ohne Eis – dafür mit kalten Getränken und Snacks. Anschließend ging es zu Fuß frisch isotonisch gestärkt weiter Richtung Lipari Stadt direkt zu einer Eisdiele. Eine Riesenportion Eis überbrückte die Zeit bis zum gemeinsamen Abendessen.

Vulcano- heiße Insel hautnah: Bei strahlendem Sonnenschein fuhr uns unser “Privat”boot zur nahegelegenen Insel Vulcano, auf der laut römischer Mythologie der Gott des Feuers und der Schmiede wohnt. Dort angekommen, ging der Weg steil hoch zum Vulkankrater. Es herrschte ungewöhnliche Stille, nur durch das Geräusch der Schritte im Geröll und der Stockeinsätze im Lavasand und Lavagestein unterbrochen. Vor uns entfaltete sich eine qualmende Mondlandschaft mit faszinierendem Farbspiel und teilweise beißendem Geruch. Glücklich den Kraterrand erreicht, nahmen wir eine verdiente Rast, bevor wir die Vulkanrunde hinab beendeten.
Ein weiteres Highlight wartete auf uns: die heißen Quellen am Strand von Porto di Levante delle Acque calde. Einige von uns fanden den Mut hineinzusteigen – trotz glitschiger Steine und “Pitzeln” durch heiße Quellen – und wurden durch intensive Wellness belohnt!

Am Nachmittag folgte eine Bootstour um die Insel, mit interessanten Felsformationen (Engelsbogen, Papst Franziskus und einer Mumie). Beim beeindruckenden farbenfrohen Sonnenuntergang machte ein Mandarinenschnaps, Malvasia das Glück vollkommen.

Am letzten Tag auf Lipari konnten wir zwischen dem Erkunden der Nachbarinsel Salina und einer dritten Wanderung auf Lipari wählen. Die größere Gruppe fuhr bei strahlend blauem Himmel und ruhiger See auf die Nachbarinsel Salina, auf der sie durch den Hauptort der Insel schlenderte, die Kirche besichtigte und sich es schließlich vor der Rückfahrt bei Kaffee und Kuchen gut gehen ließ. Die kleinere Gruppe fuhr morgens mit dem Bus Richtung Quattropani und wanderte in eine Schlucht Richtung Punta Palmeto an der westlichen Steilküste der Insel. Interessante Felsformationen und über zwei Meter hohe Ohrenkakteen säumten die Strecke. Vor Punta Palmeto führte die Wanderung ansteigend parallel zur Westküste Richtung Quattropani mit atemberaubenden Ausblicken auf das blaue Meer und auf die Nachbarinsel Salina. Während einer kurzen Rast konnte eine grandiose Aussicht auf Punta le Groticelle mit dem schneebedeckten und rauchenden Ätna in der Ferne bewundert werden. Von Belvedere aus ging es steil bergab zum Strand von Valle Muria, wo eine etwa einstündige Erfrischung im Meer sehr willkommen war. Danach wanderte die vierköpfige Gruppe einen alten Hohlweg zurück nach Lipari – direkt in unsere Lieblingseisdiele.

Überfahrt nach Palermo: Am nächsten Tag in der Früh begann die Rückfahrt per schnellem Tragflächenboot in die Hafenstadt Milazzo auf Sizilien.
In Milazzo angekommen wartete schon der Bus, der uns nach Palermo brachte. Auf der etwa dreistündigen Busfahrt bekamen wir eine Einführung in die wechselhafte Geschichte der Stadt – von den griechischen Anfängen, über arabische und normannische Eroberer bis zu den Staufern insbesondere Friedrich II, unter dessen Führung die Stadt zur Hauptstadt von Sizilien wurde. Die multikulturellen Einflüsse, der die Stadt ausgesetzt war, prägen auch heute noch das Stadtbild von Palermo. Nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns deshalb für den Rest des Tages auf, einige der kulturellen Schätze der Stadt zu besichtigen. Von unserer Unterkunft aus in der Nähe der Piazza Marina schlenderten wir die Via Vittorio Emanuele entlang Richtung Quattro Canti, einem eindrucksvollen Platz, der von vier Gebäudefassaden umschlossen wird, die die vier Jahreszeiten symbolisieren. Dort verweilten wir, um den Straßenmusikanten zu lauschen. Wir überquerten den Platz weiter die Vittorio Emanuele entlang, bogen links in die Via Maqueda ein, um auf die Piazza Pretoria zu gelangen, wo sich die aus normannischer Zeit stammenden Kirchen Chiesa di Santa Maria dell ’Ammiraglio und Chiesa di San Cataldo befinden. Wir besichtigten das Innere von San Cataldo. Die markanten äußeren roten Kuppeln wurden erst bei Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert konzipiert, sind aber mittlerweile das touristische und kulturelle Symbol der Stadt Palermo geworden. Nach der Besichtigung ging es wieder zurück auf der Via Maqueda und links in die Vittorio Emanuele, der wir weiter bis zur eindrucksvollen Kathedrale von Palermo folgten. Dort befinden sich einige Königs- und Kaisersarkophage unter anderem von Roger II und Friedrich II, die wir uns ansahen. Viel Spaß hat uns auch die Tour durch einige Gänge der Kathedrale, die uns bis auf ihre Dächer führten, gemacht. Unterhalb der Dächer und Türme der Kathedrale liegt einem Palermo zu Füßen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft passierten wir zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Bars, die die Via Vittorio Emanuele von beiden Seiten säumen.

Weltkulturerbe in Palermo: Nach einem Frühstück in der Bar Lucà starteten wir um 9 Uhr unsere Erkundungstour durch die kleinen Gassen Palermos. Erste Station war die Basilika San Domenico. Hier befindet sich das Grab von Giovanni Falcone, dem großen Untersuchungsrichter, der erfolgreich gegen die Mafia gekämpft und mit seinem Leben dafür bezahlt hatte. Danach sahen wir uns das Theatro Massimo, zumindest von außen, an. Weiter ging es am Justizpalast vorbei zur Chiesa Santa Maria dell‘ Ammiraglio, auch La Martorana genannt, eine kuppelgekrönte Kirche, die orientalischen Zauber entfaltet. Auf dem Markt Ballarò stärkten wir uns mit leckerem Streetfood bei Il Bersagliere die Francesco Battaglia und schlenderten anschließend über den bunten Lebensmittelmarkt. Auf unserem weiteren Weg kamen wir beim großen Wandbild von San Benedetto il Moro vorbei. Benedetto il Moro war ein äthiopischstämmiger befreiter Sklave und Ordensmann, der auf Sizilien wirkte. Der Bus 389P brachte uns dann zum Weltkulturerbe Monreale und wieder zurück.

Ciao Palermo: Da der letzte Tag unseres Aufenthalts in Palermo zur freien Verfügung stand, konnten wir individuelle Besichtigungen vornehmen. Dennoch besuchten am Vormittag fast alle Gruppenmitglieder das Museum “No Mafia Memorial” in der Innenstadt. Hier erhielten wir Informationen zur Geschichte, den Aktivitäten, der Vorgehensarten, die Unterstützer, sowie den Einfluss auf die Insel durch die Mafia. Bewegende Film- und Bildreportagen bewegten die meisten von uns. Andreas hatte sich für den Königspalast der Normannen entschieden und vertiefte sein großes historisches Wissen in diesen Räumlichkeiten. Die besonderen Märkte, Plätze, der Dom, Kirchen und natürlich der ein oder andere Laden, der kleine Park Villa Garibaldi, sowie die Bars luden uns zum Probieren von Köstlichkeiten, Verweilen und Abschiednehmen ein.
Pünktlich um 18 Uhr starteten wir von der Piazza Marina zu Fuß und mit dem Gepäck zum Hafen. Gisela durfte mit Gino im kompakten E-Auto mitfahren, dort wartete die Fähre Moby Dick auf uns. Der kalte Wind und der Regen verhinderten einen längeren Aufenthalt auf Deck, um auf die Lichter von Palermo zurückzublicken.

Mit Rollkoffer durch die “Drosselgasse” von Neapel: Cornelia schwärmte von Spaccanapoli, Neapels Altstadt, die wir uns unbedingt anschauen sollten. Da die Zeit relativ knapp war, um vorher die Rollkoffer im Bahnhof einzuschließen, nahmen wir sie einfach mit. Wir waren schon eine imposante Gruppe hier. Die Nebengassen zeigten noch das alte Wohnquartier hier, die belebteren Straßen zeigten viel der alten “Maradona”-Verehrung und wunderbare Einkehrmöglichkeiten mit köstlichen Spezialitäten. Diese Stadt bietet so viel zu schauen, dass sich ein paar extra Tage lohnen würden. Uns zog es weiter nach Bologna mit einer weiteren netten Zugreise.
Die vierte italienische Stadt, die wir uns anschauen durften, war Bologna. Eine ehrwürdige, alte und geschichtsträchtige Studentenstadt mit einem “Kulinarischen Herzen” . Das kam uns gerade recht für unser gemeinsames Abschiedsessen. Köstlich!!!!!

Pünktlich um 07:40 Uhr durften wir uns am nächsten Tag in den neuen RJ 88 setzen und alle neuen digitalen Techniken (alles kontaktlos) bewundern. Der Siemenstechniker war auch mit an Bord. In Geschwindigkeiten von über 250km/Std ging es über Verona, Trient, Richtung Brenner. Dann war es vorbei mit der Pünktlichkeit. Am Brenner funktionierte am neuen Zug eine Tür nicht, der Techniker hatte seinen Einsatz und wir viel Zeit für Uno-Spiele etc.
Marianne hatte uns über ihren Mann eine Brotzeit (Bier und Bretzel) an den Zug bringen lassen, die wir gern entgegennahmen für unsere letzte Etappe nach Wiesbaden.
Verspätet, müde, allerdings sehr erfüllt von den vielen Eindrücken kamen wir wieder daheim an und können die vielen, vielen Erlebnisse nachwirken lassen.

Damit ist eine Reise zu Ende gegangen, die eine spannende Mischung aus Natur und Kultur ist. Alle Städte haben oder sind Weltkulturerbe: Die historischen Altstädte von Genua, Palermo und Neapel, die Arkaden und Säulengänge von Bologna. Die Liparischen Inseln sind Weltnaturerbe und bieten wunderbare Wandererlebnisse. Die lange An- und Rückreise waren sinnvoll, um die vielen Eindrücke schon mal zu verarbeiten. Und das alles mit einer Gruppe, die immer neugierig, aufgeschlossen, sportlich und unkompliziert war und gut gelaunt alles mitgemacht hat. Einfach ein tolles Team!

VIELEN DANK für die schöne gemeinsame Zeit und allerherzlichsten Dank den beiden Organisatorinnen Cornelia und Regina!