Moselsteig, Etappe 5 bis 8, 3. bis 6. Juni – Bericht von Tanja Pätzold
Ich wusste nicht, was auf mich zukommen wird, und ich hatte Zweifel. Werde ich das schaffen? 4 Tage mit jeweils einer Strecke von über 20 km und das mit dem kompletten Gepäck auf dem Rücken? Wir haben uns am ersten Tag mit der Gruppe in Trier am Hauptbahnhof getroffen. Nach kurzer Einweisung und einer kurzen Vorstellungsrunde war ich nicht mehr so nervös. Wir waren eine Gruppe von 17 Teilnehmern. Coronabedingt haben wir uns in 2 Gruppen geteilt und nach einem kurzen Stop an der Porta Nigra ging es zum ersten Mal über die Mosel und raus aus der Stadt.
Nach einem kurzen Anstieg ging es durch eine wunderschöne Landschaft immer entlang der Mosel mit mehr als einem schönen Blick in das Tal. Das Wetter blieb entgegen der Vorhersagen trocken, wenn uns auch die Schwüle etwas zu schaffen machte. Das Wandern in der Gruppe machte viel Spaß und die Kilometer schmolzen dahin. Die letzen 3 km zogen sich angesichts der drückenden Wärme etwas bis wir unser erstes Hotel in Schweich erreichten.
Im Hotel angekommen gab es erst einmal eine kühle Erfrischung und ein leckeres Abendessen. Nach Monaten der Enthaltsamkeit durch Corona, auch mit den noch bestehenden Regeln, eine lange erwartete Abwechslung.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück, mit etwas Muskelkater in den Oberschenkeln zur nächsten Etappe. Auch der Rücken meldete sich ein wenig, da ich so lange sonst nicht oft mit Rucksack laufe. Aber nach kurzer Zeit waren Muskelkater und Rückenbeschwerden wie weggeblasen und ich war erstaunt, wieviel Energie ich hatte – und meine Zweifel, ich könnte es nicht schaffen, waren wie verflogen.
Die Gruppe war super, motivierend und es hat Spaß gemacht mit mehreren zu laufen. Hier gab es auch den schwierigsten Anstieg dieser Tour, lang und steil brachte mich das Stück nah an meine Grenzen. Dafür wurden wir -oben angekommen – mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Leider hat unser Wetterglück diesmal nicht bis zum Ziel gehalten und etwa einen Kilometer vor dem eigentlichen Ziel hat uns dann das lange schwelende Gewitter doch erwischt. Abends im Hotel gab es nach dem Essen noch eine Weinprobe mit viel Information zum Anbaugebiet und der Arbeit im Weinkeller, ein Muss an der Mosel und ein lustiger Abend.
Am nächsten Morgen hatte Petrus wieder ein Einsehen und bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen gingen wir nach einem kurzen Shuttleservice zum Endpunkt des Vortages auf die nächste Etappe. Da wir auch die nächste Nacht wieder in Neumagen-Dhron verbringen würden, konnten wir das ein oder andere Gepäckstück aus dem Rucksack im Hotel lassen. Im nebligen Morgenwald vereinbarten wir für 10 Minuten absolute Ruhe – eine mystische Stimmung, in der Stille durch den Nebel zu laufen. Den bekannten Fünf-Seen-Blick konnten wir leider nicht sehen – zum einen ist der Aussichtsturm zur Zeit gesperrt und der Nebel ließ auch keinen Blick auf die Moselschleifen zu. Als kleine Entschädigung gab es etwas später die schönste Weinsicht und kurz vor dem Ziel begrüßte uns Neumagen-Dhron mit einem Herz aus Rebstöcken am anderen Ufer.Den letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir zusammen in einer Straußwirtschaft bei allerlei Wein und Flammkuchen und einem Prost auf das Geburtstagskind unserer Gruppe.
Etwas wehmütig ging es am letzten Tag auf die vierte Etappe. Das Wetterglück blieb uns wieder treu – 4 Tage Daurregen war die Vorhersage am Start der Tour – das hat sich so zum Glück nicht bestätigt. Die letzte Etappe bis Lieser flog förmlich – mein Körper hatte sich erstaunlich schnell an Strecke und Gepäck gewöhnt. An der Moselbrücke vor Lieser verließen wir dann den Steig und machten uns auf die letzten Meter zu Bus oder Auto.
Mein Fazit: Ich bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei. Zwar bin ich manchmal an meine Grenzen gekommen, habe aber gemerkt, dass ich es schaffe. In der Gruppe zu laufen war super, es war ganz zwanglos. Jeder konnte sein individuelles Lauftempo bestimmen. Ich habe in der Zeit liebe Menschen kennengelernt mit vielen schönen Gesprächen. Ich hoffe, ich konnte denjenigen, die vielleicht noch nicht ganz sicher sind, ob sie es auch einmal angehen wollen, Mut machen.
Ich bin froh, dass ich es gewagt habe. Es war nach dem Lockdown in der Corona Zeit wieder mal eine schöne Abwechslung und fühlte sich ein bisschen wie Normalität an.
Ich wünsche Euch alles Gute und bleibt gesund!
Tanja Pätzold
Bilder: Tanja Pätzold, Michael Pätzold, Bernhard Klein, Susanne Petersen, Thomas Kleber